Bei folgender Auflistung möchten wir Sie auf die Möglichkeiten der verschiedenen Erkrankungen hinweisen.
1. Leishmaniose
Die wohl bekannteste und gefürchtetste Mittelmeerkrankheit ist die Leishmaniose. Weltweit gibt es mehrere Leishmaniosearten. Die in Europa und bei den
betroffenen Hunden vorkommende Leishmanioseart befällt stets die inneren Organe, die äußeren Symptome sind eine Folge des inneren Befalls.
Erreger:
Der Erreger der Leishmaniose ist ein Einzeller (Leishmania infantum). In Europa sind derzeit zehn verschiedene Stämme
bekannt. Die einzelnen Stämme weisen zum Teil sehr unterschiedliche Oberflächenmerkmale auf. Bei einem Test auf Leishmaniose ist daher darauf zu achten, dass man die Region, aus der der
Hund kommt, berücksichtigt.
Einige Labore (Parasitus Ex, Laboklin) bieten regionale Reisekrankheitenprofile an, die neben den in der Region vorkommenden
Mittelmeerkrankheiten, auch den Test auf den entsprechenden Leishmaniosestamm beinhalten.
Übertragung:
Die Übertragung des Erregers erfolgt durch den Stich der Sandmücke, die ihren Weg mittlerweile auch nach Deutschland
gefunden hat. Nach dem Stich der Sandmücke vermehren sich die Leishmanien in den weißen Blutkörperchen und gelangen in die inneren Organe (Niere, Leber, Milz, Knochenmark).
Neben der Übertragung durch die Sandmücke ist eine Übertragung der Leishmaniose über die Plazenta von der Mutter auf den
Welpen ebenfalls möglich, aber nicht zwingend. In einem Wurf mehrerer Welpen kann es dazu kommen, dass ein Teil der Welpen mit Leishmanien infiziert wird, ein Teil nur die Antikörper der
Mutter aufweist und ein Teil wiederum weder die Erreger, noch die Antikörper der Mutter.
Bei einem Leishmanioseausbruch kann es zu offenen Hautläsionen kommen, aus denen Sekret austritt welches Leishmanien
enthalten kann. Solange dieses Sekret flüssig ist, sind auch die Leishmanien lebensfähig. Trocknet das Sekret ab, dies geschieht in der Regel innerhalb weniger Minuten, sterben auch die
Leishmanien ab. Sollte das flüssige Sekret direkt in eine offene, blutende Hautwunde gelangen, besteht auf diesem Weg ein Infektionsrisiko. Dies ist ein theoretisches Risiko, einen
nachgewiesen Fall dieser Infektionsform gibt es bislang nicht. Dennoch sind entsprechende hygienische Maßnahmen zu treffen (z.B. Handschuhe). Über Kot, Urin und Speichel ist keine
Übertragung der Leishmanien möglich.
Symptome:
Die Symptome der Leishmaniose sind vielfältig und je nach Stamm unterschiedlich. Es gibt keine Symptome, die ausschließlich
nur auf Leishmaniose hindeuten. Die Symptome können durchaus auch ganz andere, harmlose Ursachen haben, weswegen eine Leishmaniose anhand der äußeren Symptomatik häufig nicht leicht zu
diagnostizieren ist. Die Symptomatik und die Blutbefunde der Leishmaniose ähneln zum Teil auch denen der anderen Mittelmeerkrankheiten, deswegen sollte bei einem Verdacht auf Leishmaniose
auch ein Test auf die anderen Mittelmeerkrankheiten erfolgen, um die Ursache der Symptomatik exakt bestimmen zu können.
Allgemeine Symptome, die einzeln oder zusammen auftreten können:
Unklare Fieberschübe, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme trotz ausreichender Fütterung, wiederkehrende Durchfälle unklarer
Ursache, Abgeschlagenheit, vermehrtes Schlafbedürfnis, Lymphknotenschwellungen, Vergrößerung von Leber und Milz, seltsamer Geruch (unter anderem nach Kot), trockene Haut mit fettigen,
großen Schuppen, ausgefranste, verkrustete, schuppige, kahle Ohrränder (evtl. mit Läsionen), kahle, helle Stellen am Nasenspiegel, kreisrunder Haarausfall um die Augen („Brillenbildung“),
Augenentzündungen, Fellverlust unter den Achseln, dem Bauch, an den Hinterschenkeln und an den Gelenken (evtl. mit Läsionen), Gelenkbeschwerden im Sinne einer
Gelenksentzündung.
Diagnose:
Um eine Leishmaniose zu diagnostizieren, lässt man folgende Untersuchungen machen:
a) Blutbild, klinische Chemie
Erniedrigte rote Blutkörperchen, erniedrigte weiße Blutkörperchen und erniedrigte Blutplättchen, ebenso eine Verschiebung
innerhalb der einzelnen Bluteiweißgruppen können ein erster Hinweis auf eine Leishmaniose sein. Leber- und Nierenwerte geben Auskunft über den Zustand der inneren Organe.
b) Leishmaniose IFAT / ELISA
Dies ist ein Test, der nach Antikörpern gegen Leishmanien im Blut sucht. Ein positiver Antikörpertest alleine reicht jedoch
nicht aus um eine Leishmaniose zu diagnostizieren. Er besagt lediglich, dass Antikörper gegen Leishmanien im Blut vorhanden sind, nicht aber, ob die Krankheit tatsächlich ausgebrochen
ist. Zu einem positiven Antikörpertest können auch folgende Faktoren führen: früherer Kontakt mit dem Erreger, Stress, Impfung, Kastration oder andere Infektionen. Generell können
Antikörper erst ab der dritten Woche nach einer
Infektion mit Leishmanien nachgewiesen werden.
c) Eiweißelektrophorese
Hier werden die einzelnen Bluteiweißgruppen mittels eines elektronischen Verfahrens getrennt. Das Ergebnis wird in Form
einer Kurve dargestellt. Bei einem positiven Antikörpertest liefert der Kurvenverlauf der Eiweißelektrophorese konkrete Informationen darüber, ob und wie stark eine Leishmaniose
ausgebrochen ist.
d) Knochenmark- oder Lympknotenpunktat
Durch diese Untersuchungen lassen sich die Leishmanien bzw. deren Erbmaterial direkt nachweisen. Prinzipiell werden die
Blutuntersuchungen (IFAT/ELISA) bevorzugt, da eine Blutentnahme einfacher ist als eine Knochenmark- oder Lymphknotenpunktion. Punktionen werden bei unklaren Befunden oder zur
Stammbestimmung durchgeführt, die Stammbestimmung kann für die Therapiewahl wichtig sein. Sollte der
Hund bereits mit Allopurinol behandelt werden, entfällt die diagnostische Möglichkeit per Knochenmark- oder
Lymphknotenpunktat, da sich dann keine Leishmanien mehr in den Punktaten nachweisen lassen.
Um eine Leishmaniose zu diagnostizieren, sollten sowohl die gesamten Blutbefunde, als auch das Befinden des Hundes im
Gesamten betrachtet werden.
Therapie:
Leishmaniose ist nach derzeitigem Wissensstand nicht heilbar. Ziel der Therapie ist also nicht die Beseitigung des Erregers,
sondern vielmehr, soweit Einfluss von außen auf den Erreger zu nehmen, dass das Immunsystem des
Hundes selbst den Erreger bekämpfen kann und es zu einem stabilen Gesundheitszustand des Hundes kommt. Es gibt verschiedene
Therapieansätze:
a) Allopurinol
Das Medikament Allopurinol ist das bekannteste und auch nebenwirkungsärmste Medikament zur Leishmaniosetherapie. Als Mittel
der Wahl wirkt es wachstumshemmend auf die Leishmanien und drängt sie aus Knochenmark und Organen ins Bindegewebe ab, wo sie keinen Schaden anrichten können. Gleichzeitig ist es ein recht
günstiges Medikament und wird im Allgemeinen gut vertragen. Nebenwirkungen können Nierenbelastung, Leberbelastung und Blutbildungsstörungen sein. Ob ein Hund nur über einen gewissen
Zeitraum oder lebenslang Allopurinol als Therapie benötigt, zeigen die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.
b) Glucantime
Glucantime ist ein Chemotherapeutikum, das unter die Haut gespritzt wird. Häufig wird es in Kombination mit Allopurinol
verabreicht. Wichtiger Hinweis: Glucantime wird seit über 80 Jahren in der Leishmaniosetherapie bei Mensch und Tier angewendet. Mittlerweile haben einige Leishmaniosestämme Resistenzen
gegen Glucantime entwickelt. Gleichzeitig kann Glucantime Leber und Niere stark schädigen, bis hin zum Tod des Hundes. Obwohl Glucantime vielerorts noch als Leishmaniose-Standardtherapie
gilt, ist diese Therapieform äußerst sorgfältig abzuwägen.
c) Amphotericin B
Amphotericin B oder auch Ambisome genannt, ist ebenfalls ein Chemotherapeutikum welches per Infusion häufig in Kombination
mit Allopurinol verabreicht wird.
Wichtiger Hinweis: Hier gilt ebenso eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung wie bei Glucantime. Auch hier gibt es bereits
Resistenzen und dieses Medikament ist ebenfalls stark leber- und nierenschädigend.
Es gibt auch noch weitere Therapieansätze und die Forschung arbeitet an der Entwicklung weiterer Medikamente.
Mittelmeerkrankheiten, die durch Zecken übertragen werden
Da es in Europa mehrere Zeckenarten gibt, die für die Übertragung der Mittelmeerkrankheiten relevant sind, gibt es zunächst einmal einen Überblick über die diversen
Zeckenarten.
Braune Hundezecke = Rhipicephalus sanguineus
Vorkommen: ab Zentral-Frankreich südlich in allen Mittelmeerländern inkl. Portugal
Aktivität: ganzjährig
Besonderheit: Auch außerhalb des eigentlichen Risikogebietes in beheizten Räumen lange überlebensfähig.
Übertragung von: Babesiose, Erlichiose (Vorkommen von gleichzeitiger Babesiose/Erlichiose-Infektion),
Hepatozoonose
Auwaldzecke = Dermacentor reticulatus
Vorkommen: Frankreich, Nord-Spanien, Nord-Italien, Kroatien, zunehmend auch Deutschland
Aktivität: ganzjährig, besonders häufiges Auftreten im März-April und September-Oktober
Besonderheit: Buntzecke, marmorierte Zeichnung auf dem Rückenschild
Übertragung von: Babesiose
Holzbock = Ixodes ricinus
Vorkommen: Zwischen dem 45ten und 60ten Breitengrad von Schweden / Norwegen bis Nord-Spanien / Nord-Italien
Aktivität: Ab einer Außentemperatur von ca. 10°C
Besonderheit: gängige, einheimische Zecke
Übertragung von: Anaplasmose
2. Babesiose:
Erreger:
Die Erreger der Babesiose sind Einzeller (Babesien). In Europa gibt es zwei Babesienarten: Babesia canis und Babesia
vogeli.
Übertragung:
Die Übertragung der Babesiose erfolgt beim Saugakt von Zecken (Auwaldzecke, Braune Hundezecke). Man unterscheidet zwei
Formen der Babesiose
a) akute Babesiose
Babesien dringen nach dem Saugakt in die roten Blutkörperchen ein, vermehren sich in diesen und zerstören sie. Ein bis drei
Wochen nach der Infektion und allgemeinen Symptomen (hohes Fieber, Appetitlosigkeit,Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Mattigkeit, Lymphknotenschwellungen, Schwellung
von
Leber und Milz) ergeben sich aus der Zerstörung der roten Blutkörperchen die typischen Babesiose-Symptome:
Blut im Urin, bräunlicher Urin, blutiger bis rötlich-brauner Kot, Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten. Seltener werden
auch Störungen des Bewegungsapparats in Form starker Muskelschmerzen beobachtet, ebenso werden neurologische Auffälligkeiten bis hin zum Krampfanfall beschrieben. Eine akute Babesiose ist
eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, die möglichst rascher Behandlung bedarf, da sie sonst zum Tod des Tieres führen kann.
b) chronische Babesiose
Trotz der Gefährlichkeit dieser Erkrankung für Hunde überstehen einige Tiere die Erkrankung. Sie tragen dann nur den Erreger
in sich, zeigen aber keine Symptome.
Diagnose:
a) Blutbild, klinische Chemie
Im Blutbild zeigen sich erniedrigte rote Blutkörperchen, evtl. auch erniedrigte Blutplättchen. Die klinische Chemie zeigt
bei einer akuten Babesiose ein erhöhtes Bilirubin.
b) Eiweißelektrophorese
c) Babesiose-IFAT
Antikörper gegen Babesien lassen sich frühstens 10 Tage nach der Infektion nachweisen.
Bei chronischen Babesiosen ist das Auftreten von Antikörpern häufig der einzige Hinweis auf eine durchgemachte
Infektion
d) Mikroskopischer Erregernachweis. Da Babesien-Antikörper erst ab dem 10. Tag nach einer Infektion gebildet werden, kann
bei einem Babesioseverdacht ein Blutausstrich unter dem Mikroskop auf Babesien in den roten Blutkörperchen untersucht werden. Babesien sind allerdings nur kurzzeitig in den roten
Blutkörperchen nachweisbar.
e) PCR
Eine PCR ist ein direkter Erregernachweis mittels Suche nach vorhandenem Erregererbgut. Allerdings sind durch diese
Untersuchung die Babesien nur in bestimmten Krankheitsstadien nachweisbar.
Therapie:
Eine Babesiose ist heilbar. Die Therapie erfolgt mit Carbesia. Dieses Medikament wird zwei mal im Abstand von 14 Tagen
gespritzt. Die Injektion ist zum Teil recht schmerzhaft. Carbesia ist ein Chemotherapeutikum, was im allgemeinen als nebenwirkungsarm gilt. Auch wenn eine chronische Babesiose vorliegt,
sollte sie therapiert werden.
Zum Einen ist der Hund Träger des Erregers, da eine der übertragenden Zeckenarten mittlerweile auch in Deutschland vermehrt
auftritt, kann der Hund die Krankheit also weiter verbreiten. Zum Anderen können durch diverse Faktoren die Babesien erneut aktiviert werden, so dass der Hund symptomatisch erkrankt.
Carbesia ist kein in Deutschland
zugelassenes Medikament und muss erst über eine internationale Apotheke bestellt werden.
3. Erlichiose
Erreger:
Die Erlichiose wird durch den Erreger Erlichia canis hervorgerufen. Dieser Erreger gehört zur Gruppe der Reckettsien
(Bakterien).
Übertragung:
Übertragen wird die Erlichiose durch den Stich der braunen Hundezecke. Man unterscheidet zwei Formen der
Erlichiose
a) akute Erlichiose
Der Erreger dringt durch den Biss der Zecke in den Körper ein und befällt eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen
(Monozyten). 8 bis 20 Tage nach der Infektion kommt es zu allgemeinen Symptomen: Schlechtes Allgemeinbefinden, Fieber, Appetitlosigkeit, Lymphknotenschwellungen. Im weiteren Verlauf fällt
eine Blutungsneigung auf: Nasenbluten, Blut im Kot oder Urin, Husten von Blut, Blutergüsse in den Gelenken, punktförmige Einblutung in die Schleimhaut, Blutergüsse unter der
Haut.
b) chronische Erlichiose
Durch die Reaktion des Immunsystems auf den eingedrungenen Erreger wird dieser zwar nicht beseitigt, jedoch so weit
bekämpft, dass die Infektion in ein chronisches Stadium übergeht. Die Erreger ziehen sich unteranderem ins Knochenmark zurück. Äußere Symptome sind nicht oder in geringem Ausmaße
erkennbar. Durch eine Belastung des Immunsystems kann es zu einem symptomatischen Ausbruch der Krankheit kommen.
Diagnose:
a) Blutbild, klinische Chemie
Bei einer akuten Erlichiose fallen erniedrigte Blutplättchen, evtl. auch erniedrigte rote und weiße Blutkörperchen auf. Die
klinische Chemie zeigt erhöhte Leberwerte. Bei einer chronischen Erlichiose ergeben evtl. erniedrigte Blutplättchen häufig den einzigen Hinweis auf die Erkrankung.
b) Eiweißelektrophorese
c) Erlichiose-IFAT
Antikörper treten frühestens 14 Tage nach der Infektion auf. Ergibt sich ein positiver Antikörpertest auf Erlichien, steht
fest, dass der Hund mit dem Erreger Kontakt hatte. Zusammen mit dem Blutbild, der klinischen Chemie, der Eiweißelektrophorese und dem Allgemeinbefinden des Hundes ergibt sich eine
Aussage, ob eine
akute oder chronische Erlichiose vorliegt.
d) PCR auf Erlichien
Durch den Nachweis von Erlichien-Erbgut (DNA) kann der Erreger direkt nachgewiesen werden. Dies setzt aber voraus, dass die
Erlichiose akut ist und sich damit die Erreger im Blut befinden. Bei einer chronischen Erlichiose sind die Erreger im Blut durch eine PCR nicht nachweisbar.
Therapie:
Prinzipiell ist Erlichiose heilbar. Die optimalen Heilungschancen bestehen bei einer frischen Infektion. Bekämpft der Körper
den Erreger und dieser zieht sich ins Knochenmark zurück, wird eine erfolgreiche Therapie erheblich schwieriger, da nur im Blut befindliche Erreger durch die Therapie beseitigt werden,
nicht aber die, die sich ins Knochenmark zurückziehen. Eine Therapie sollte deshalb nicht nach Antikörpermenge, sondern nach Blutbefunden und Symptomen erfolgen. Therapiert wird eine
Erlichiose mit Doxycyclinhyclat über vier bis sechs Wochen. Auch Carbesia wird eine gewisse Wirksamkeit gegen Erlichien nachgesagt. Als alleinige Therapie ist sie aber nicht
ausreichend.
Wichtige Hinweise:
a) Hunde unter einem Jahr dürfen nicht mit Doxycyclinhyclat behandelt werden, das Antibiotikum kann in diesem Alter zum Tod
des Tieres führen.
b) Sollte eine Therapie mit Doxycyclinhyclat erfolgen, sollte die Tablette tief in eine Fleischtasche verpackt verabreicht
werden, da das Medikament ohne entsprechende Verpackung im wahrsten Sinne des Wortes
ätzend auf die Schleimhaut von Speiseröhre und Magen wirkt, was unter Umständen zu massiven Problemen
führen kann, so dass die Therapie abgebrochen werden muss.
4. Anaplasmose
Die Anaplasmose war bis vor einigen Jahren eine unbekannte Krankheit und zählt auch
heute noch nicht zu den „klassischen“ Mittelmeerkrankheiten, wobei sie mittlerweile auch in Nord-Spanien und Nord-Italien zu finden ist. Andieser Stelle wird sie aufgrund ihrer deutlichen
Ähnlichkeit zur Erlichiose erwähnt. Bei der Anaplasmose gibt es ebenfalls eine akute und chronische Form.
Erreger:
Die Erreger von Erlichiose und Anaplasmose sind verwandt. Im Gegensatz zu den Monozyten bei der Erlichiose werden hier die
Granulozyten (eine weitere Untergruppe der weißen Blutkörperchen) vom Erreger Anaplasma phagozytophillum, früher Erlichia phagozytophillum genannt, befallen. Dieser Erreger gehört, ebenso
wie Erlichia canis
zur Gruppe der Reckettsien (Bakterien).
Symptome:
Die Symptomatik ist weitestgehend identisch mit der der Erlichiose. Bei der Anaplasmose ergeben sich häufiger auch Probleme
im Bewegungsapparat (Lahmen, geschwollene, heiße Gelenke, Wechsel der betroffenen Extremitäten).
Diagnose:
a) Blutbild, klinische Chemie, Eiweißelektrophorese:
Die Auffälligkeiten sind identisch mit denen einer Erlichiose.
b) IFAT / PCR auf Anaplasmen
Therapie:
Die Therapie ist identisch mit der der Erlichiose.
Sollte Ihr Hund also Anzeichen einer Erlichiose aufweisen (Symptomatik, Blutbefunde), ein Erregernachweis auf Erlichiose
aber negativ sein, ist an eine Anaplasmose zu denken.
5. Hepatozoonose
Erreger:
Hepatozoen sind Einzeller, Hepatozoon canis gehört zur Gruppe der Kokzidien.
Übertragung:
Übertragen wird die Hepatozoonose durch die braune Hundezecke, allerdings nicht durch den Zeckenbiss, sondern durch das
Verschlucken der gesamten Zecke. Im Darm bohren sich die Erreger durch die Darmwand und gelangen über das Blut und die Lymphflüssigkeit in Leber, Milz, Knochenmark, Muskulatur und
Lunge.
Symptome:
Die Hepatozoonose ist eine eher selten festgestellte Erkrankung, da zum Einen der Erregernachweis sehr schwierig ist und zum
Anderen die Erkrankung häufig symptomlos verläuft.Folgende Symptome können auftreten: Fieber, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen,
Lymphknotenschwellungen, Muskelschmerzen und -schwäche, steifer Gang, Schmerzempfindlichkeit, Nasen- und Augenausfluss.
Durch die Wanderung der Erreger kann es zu Veränderungen in Leber, Lunge, Knochenmark und Milz mit daraus abzuleitenden
Symptomen kommen.
Diagnose:
a) Blutbild, klinische Chemie
Häufig gibt es hier gar keine Auffälligkeiten, möglich sind erniedrigte Blutplättchen sowie erniedrigte rote und weiße
Blutkörperchen.
b) Direkter ErregernachweisIm Blutausstrich können ab der fünften Woche nach der Infektion die Hepatozoen in den weißen
Blutkörperchen nachgewiesen werden. Einen entsprechenden Antikörpertest gibt es nicht, eine PCR ist sehr ungenau. Hepatozoen sind sehr schwierig nachzuweisen.
Therapie:
Die Hepatozoonose ist wenig erforscht, die Therapie eher experimenteller Art, der Erreger kann nicht beseitigt werden. Eine
gewisse Wirksamkeit wird folgenden Medikamenten nachgesagt: Doxycyclinhyclat und Carbesia. Ansonsten erfolgt die Therapie symptomatisch.
6. Filariose
In Europa sind fünf verschiedene Filarienarten beim Hund bekannt.
6.1. Herzwurm (Dirofilaria immitis)
Übertragung:
Der Herzwurm wird von verschiedenen Stechmückenarten übertragen, die in ganz Südeuropa, einigen Ländern Osteuropas sowie in
der Schweiz vorkommen können. Nach dem Stich der Stechmücke gelangen winzige Wurmlarven (Mikrofilarien) ins Blut, wandern durch den Körper und setzen sich schließlich als erwachsene
Würmer (Makrofilarien) in den großen Blutgefäße von Herz und Lunge, aber auch in Organen wie Leber und Niere fest.
Symptome:
Die Symptomatik ist von der Stärke des Befalls abhängig. Es kann folgende Auffälligkeiten geben: Gewichts- und
Konditionsverlust, erschwerte Atmung nach Anstrengung, Husten (z.T. mit Blutbeimengung), Wassereinlagerung im Bauchraum und in den Gelenken.
Diagnose:
a)Indirekter ErregernachweisHierbei wird ein Eiweiß nachgewiesen, das das erwachsene Herzwurmweibchen während der Geburt der
Wurmlarven ausschüttet. Ein positives Ergebnis zeigt sich frühestens fünf bis sechs Monate nach der Infektion.
b) Direkter ErregernachweisMittels eines so genannten Knott-Tests lassen sich Wurmlarven im Blut nachweisen. Der Knott-Test
bietet die Möglichkeit, nicht nur die Larven des Herzwurms, sondern auch die Larven der anderen Filarienarten zu
bestimmen. Eine Unterscheidung, welche Wurmart bei dem betreffenden Hund vorliegt, ist deshalb wichtig, weil die
verschiedenen Filarienarten mit unterschiedlichen Medikamenten über einen unterschiedlichen Zeitraum therapiert werden.
Therapie:
Ivermectin zur Abtötung der erwachsenen Herzwürmer, Advocate oder Stronghold zur Therapie der Wurmlarven Die Therapie der
Herzwürmer ist je nach Befall risikoreich, da die abgestorbenen Herzwürmer die Gefäße verstopfen können.
6.2. Dirofilaria repens
Übertragung:
Diese Filarienart wird von verschiedenen Stechmückenarten übertragen. Nach dem Stich der Stechmücke gelangen die Würmer ins
Bindegewebe unter der Haut.
Symptome:
Da die Würmer unter der Haut wandern, kommt es zu folgenden Symptomen: schmerzlose, wechselnd auftretende, zum Teil juckende
Knötchen unter der Haut.
Diagnose:
Knott-Test
Therapie:
Advocate oder Stronghold: Durch diese Medikamente können nur die Wurmlarven abgetötet werden, die Vermehrung der erwachsenen
Würmer wird lediglich gehemmt. Deshalb muss die Therapie so lange erfolgen, bis die erwachsenen Würmer eines natürlichen Alterstodes sterben, was nach maximal fünf Jahren der Fall
ist.
6.3. Acanthocheilonema recondium
Übertragung:
Die Übertragung erfolgt durch den Hunde- oder Katzenfloh, evtl. auch über Läuse.
Symptome:
Die Würmer leben unter der Haut, in Körperhöhlen und in der Niere, häufig zeigen sich jedoch keinerlei
Symptome.
Diagnose:
Knott-Test
Therapie:
Advocate oder Stronghold: Auch hier können nur die Wurmlarven getötet werden, die erwachsenen Würmer werden lediglich in
ihrer Vermehrung gehemmt und sterben eines natürlichen Alterstodes nach maximal zwei Jahren.
Die beiden anderen Filarienarten sind von untergeordneter Bedeutung, da sie keine Beschwerden beim Hund hervorrufen.